Geboren 1973 in Chur, lebt in Zetzwil und Zürich.
Michel Borgmann interessiert sich für die klassische Tradition des Stilllebens, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts als eigenständige Gattung der Malerei gilt. In seinem Atelier inszeniert Borgmann die surreal anmutenden Arrangements bestehend aus Gegenständen aller Art, die er schliesslich mit seiner Kamera ablichtet. In seinen fotografischen Stillleben finden sich neben Objekten auch Fotografien wieder, die ein Bild im Bild suggerieren und der Zweidimensionalität der Bildoberfläche entgegen wirken. Eine neuere Reihe befasst sich in schwarzweissen Detailaufnahmen aus Japan. "Meine aktuelleren Arbeiten ertasten urbane Räume mit all ihren Zwischensegmenten, Spuren und (Neben-) Geschichten. Die hier online geschaltete Auswahl stammt aus einer Serie über TOKYO. Verdichtende Architektur, Informationsflut und Effizienz bei einer zugleich beeindruckenden Ruhe und Friedlichkeit sind nur einzelne von vielen unübersehbaren Phänomenen dieser Metropole, in der rund 35 Millionen Menschen leben."
"Die schwarzweisse Serie "Tôkyô monogatari" 東京物語 (Tokyo Geschichte) ist eine Annäherung an ein augenfälliges, jedoch in der Bevölkerung unbeachteten (weil gemeinhin für hässlich empfundenen) Objektes: Strassenmasten. Neben dass diese zuweilen hunderte von Kabeln tragen, manchmal ein zwei Lampen und Verkehrstafeln, sind sie Blackboards für Inserierende, Bildträger für "Tagers", Pfosten für Wäscheleinen, Endstationen für Kaugummis und so weiter. Je nach Strasse strömen täglich hunderte bis zu 2 Millionen Passanten durch die Strassen Tokyos. Gebäude werden schon nach wenigen Jahrzehnten abgerissen und durch neue ersetzt. So überdauern die augenfälligen Masten diese häufig. Sie sind stumme, statische und rau aussehende "Strassenwärter", Zeugen von Geschichte und Geschichten in den Strassen Tokyos.
Der Titel ist von Yasujirō Ozus gleichnamigen Spielfilm aus 1953 entnommen.